Donnerstag, 18. Mai 2017

Colony Wars-Trilogie

Thema: Colony Wars



"Als ich sehr jung war, beherrschte das Erdimperium den Himmel. Der Zar und seine Flotte sahen alles, wussten alles und bestraften alles."

So lautet der Einleitungssatz des bombastischsten Krieg der Sterne, den die PlayStation zu bieten hat.
Als namenloser Kampfpilot kämpft der Spieler auf Seiten der "Liga der freien Welten" gegen die "Navy", das Erdimperium,
In einer etwa 70 Misionen umfassenden Kampagne gilt es, diverse Patrouillen- und Schutzflüge, Angriffsattacken oder Verteidigungsstreifzüge in den Weiten des Alls zu absolvieren.
Filmreife Zwischensequenzen verknüpfen die Aktionen des Spielers zu einer spannenden Handlung und sorgen für eine immer intensivere Spielerfahrung, je weiter man ins Herz der vom Gegner beherrschten Gebiete vordringt - immer in Richtung Erde.
Der deutsche Wikipedia-Eintrag zum Spiel ist sehr ausführlich und ich verweise hiermit darauf, um hier meine persönliche Sicht der Dinge in den Vordergrund zu rücken.

Selten habe ich einem Spiel so sehr entgegen gefiebert wie Colony Wars ab Sommer 1997, als die ersten ausführlicheren Previews in den Fachmagazinen auftauchten.
Ich wurde wahrlich nicht enttäuscht!
Im November 1997 erschien COLONY WARS in Deutschland und der Aufwand, den man bei Psygnosis in Sachen Lokalisierung betrieb, setzte neue Maßstäbe und ist bis heute unübertroffen.
Die opulenten Zwischensequenzen sind der Wahnsinn, die In-Game Anweisungen und sonstige Funksprüche sind extrem stimmungsvoll... doch in den Informationsmenüs zwischen den Einsätzen kann man sich regelrecht verlieren!!!
Jedes Schiff - ob Freund oder Feind - jedes Sternensystem und alle sich darin befindlichen Planeten werden ausführlich beschrieben; geschichtliche und militärische Informationen sind hier auch noch getrennt worden - gefühlt stundenlange Infos, von einer männlichen und einer weiblichen Stimme eingesprochen - mehr geht nicht. Ein Meilenstein und Superlativ in der Geschichte der Spielvertonung!

Spielerisch liebe ich die recht kurzen, knackigen Missionen bis heute und genieße immer wieder das stylische Gesamtpaket inklusive des Bombast-Soundtracks von Tim "Cold Storage" Wright, dem Psygnosis-Haus-und Hof-Musikus, der die Sci-Fi-Atmosphäre mit dramatischen Orchestralklängen perfekt eingefangen hat.
Der verzweigte Missionsstammbaum führt unweigerlich zu einem von FÜNF verschiedenen Enden, die man je nach Erfolg oder Misserfolg nach bestimmten Missionen zu Gesicht bekommt.

Der Clou an der Colony Wars-Saga ist die Weiterführung der Geschichte in den Nachfolgern.
Ende 1998 erschien mit COLONY WARS: VENGEANCE (Rache) der zweite Teil der Trilogie und der Kniff hierbei ist die Perspektive, aus der man die kolonialen Kriege nun betrachtet, da der Spieler nun als "Mertens" auf Seiten der "Navy" GEGEN die "Liga" kämpft und nach kurzer Zeit findet man all die Dinge, die man im ersten Teil so angerichtet hat, gar nicht mehr so heroisch - eine geniale Idee, die die Story und auch die eigene Stimmung vorantreibt - RACHE passt hier haargenau.

Das große Finale namens COLONY WARS - RED SUN folgte Ende 1999 und setzt dem ganzen Krieg der Sterne die Krone auf, denn ganz Han Solo-like spielt man als "Valdemar", eine Art Söldner und gerät zwischen die Fronten der Liga und der Navy. Storytechnisch rundet der dritte Teil die Saga fein ab und bildet einen würdigen Schlusspunkt.

Mein Fazit: Darklight Conflict, Blast Radius (auch von Psygnosis Mitte 1998 zwischen den ersten beiden Colony Wars-Teilen veröffentlicht), Xenocrazy und ein paar weitere Spiele ähneln Colony Wars sehr, doch keines kommt auch nur auf einige Lichtjahre heran und konnte und kann mich auch nur ansatzweise so überzeugen wie diese epische Reise in die tiefen des Alls. Auch das von mir hoch geschätzte Wing Commander-Epos hat aufgrund der furchtbar grobpixeligen Grafik während der Kampfeinsätze keine Chance - trotz Malcolm McDowell und Mark Hamill in den Hauptrollen.
Bis heute ist die Colony Wars-Serie eine meiner ganz großen Hausnummern der 32-Bit-Ära. Punkt.

Nach den Irrungen und Wirrungen bei Psygnosis und dem ewigen Aquirierungs-HIN-und HER mit Sony - dann gehörte Psygnosis Sony, dann war man DOCH gänzlich unabhängig, dann wieder nicht, aber doch, aber an exklusive Lizenzen gebunden usw. - verließen eine Menge Mitarbeiter die Firma um 1998/1999 herum, als Sony Nägel mit Köpfen machte und sich Psygnosis entgültig komplett einverleibte. Unter anderem verlor man neben dem Kernteam der beiden WipEout-Teile einen Großteil der Colony Wars-Crew, die das Entwicklungsstudio "Warthog" gründeten und genau DA weitermachten, womit sie bei Psygnosis zu wahren Meister geworden waren: ein epischer Weltraum-Actionshooter. :)
Dieses noch namenlose Spiel schnappte sich ActiVision, das Ganze wurde mit einer wahrhaft fantastischen Lizenz gewürzt und  als "STAR TREK INVASION" im Jahr 2000 auf den europäischen Markt gebracht.
Es wird hierbei übrigens Auge und Ohr ebenso verwöhnt wie bei den Colony Wars-Games.
Originale Star Trek-Effekte, -Musiken und die deutschen Synchronstimmen von u.a. Picard und Worf erklingen aus den Lautsprechern - eine sehr stimmige Sache und eines Colony Wars-Erbe würdig.

Kleine abschließende Info:
Die Ex-WipEout-Crew nannte sich "Curly Monsters", blieb ebenfalls bei ihrem Fachgebiet und schuf  mit "N-Gen Racing" eine eher unbeachtete kleine Flugzeug-Rennspiel-Perle (nicht nur) für WipEout-Fans.
Danach entwickelte man dort noch das Gleiterrennspiel "Neon", das ins Visier von Microsoft geriet, die auf der Suche nach Software für ihre neue Konsole namens "XBOX" waren.
Mehr dazu ist hier zu finden: zu N-Gen Racing





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